Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheissungen.

„Wie geht es Dir?“ Zugegeben, es ist nicht sehr originell, ein Gespräch mit dieser Frage zu beginnen: Meisten wird darauf geantwortet: „Danke, gut.“ Egal, ob es stimmt oder nicht. Würden wir in gewissen Situationen ganz ehrlich antworten: „Danke, mir geht es schlecht!“ würde uns unser Gegenüber vielfach erstaunt anschauen.

 

Wie geht es Ihnen? Vielleicht würden auch Sie sagen: „Mir geht es gar nicht gut!“ Sie haben Schwierigkeiten in der Familie. Vielleicht sind Sie krank und die Diagnose der Ärzte bereitet Ihnen Sorge. Sie trauern um einen lieben Menschen. Es bereitet Ihnen Kopfzerbrechen, wie es beruflich weitergehen soll? Sie fühlen sich einsam; alles müssen sie alleine machen. Wie geht es Ihnen?

Als ich als Kind mit dem Fahrrad stürzte und mich verletzte, lief ich weinend zu meiner Mutter oder zum Vater. Sie nahmen mich in ihre Arme und trösteten mich. Als Erwachsener ist das nicht mehr so einfach. Trost und offene Arme benötige ich trotzdem. Froh bin ich, wenn ich das mir selber eingestehe. Froh, wenn ich mich traue, meinen Kummer oder meine Sorgen jemandem anzuvertrauen. Sehr froh bin ich, dass es Menschen gibt, die mich aufmuntern, trösten und manchmal auch ganz einfach jammern lassen.

Mein wichtigster Gesprächspartner in Sachen Sorgen und Ängste ist Gott. Ich darf ihm Vater sagen. Gott kennt und liebt mich. Wenn es mir nicht gut geht, bete ich. Und ich kann ihm alles sagen: was mir Kummer macht; wie ich mich fühle; was ich befürchte; was ich erhoffe. Manchmal bete ich mich richtig leer. Rede alle Sachen von der Seele. Dann fühle ich mich leichter, beruhigter. Ich habe Gott die Schwierigkeiten anvertraut und will warten, wie er hilft und was er fügt. Dann sind Vertrauen und Geduld gefragt.

Manchmal gerät das Vertrauen auch ins Wanken. Wenn die Situation zu bedrängend ist und ich ganz erschüttert bin, dann fällt das Vertrauen besonders schwer. Ich zweifle an Gott, an seiner Hilfsbereitschaft. Was ist, wenn er nicht hilft?

 

Die Bibel erzählt von einem Mann namens Hiob. Hiob glaubte an Gott und lebt nach Gottes Geboten. Unvorstellbares Leid trifft ihn: Seine Kinder kommen ums Leben, sein Besitz wird zerstört. Das Gottvertrauen Hiobs ist so gross, dass er nach dieser Katastrophe beten konnte: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt“ (Hiob Kapitel 1 Vers 20). Doch sein Leid nimmt kein Ende. Eine schlimme Krankheit befällt ihn. Er beginnt an Gott zu zweifeln. Am Ende seiner Kraft, voller Schmerz und Bitterkeit wünscht er sich, nie geboren zu sein. Verzweifelt betet er: „Warum, Gott, hast du mich ans Licht geholt, hervorgezogen aus dem Leib meiner Mutter? Ach, wäre ich doch gestorben, ehe ein Mensch mich sah!“ (Hiob Kapitel 10 Vers 18).

Hiob schreit seine Klagen heraus. So unerträglich ist das Leben, dass der Tod die beste (Er-)Lösung ist. Ja, noch besser: nie geboren worden zu sein. Er wirft sein Leben Gott regelrecht vor die Füße. Er klagt sein ganzes Leid Gott.

Nach Hiob hat noch jemand anderes in seiner Not zu Gott geschrien: Jesus von Nazareth. Auch er klagte seine Not. Ihm wurde der Prozess gemacht. Von Gerechtigkeit keine Spur. Willkür. Verleumdung. Hasshetze. Gefoltert. Gekreuzigt. Langsamer, qualvoller Todeskampf. »Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? «, schrie er am Kreuz.

Und Gott? Er hört unser Klagen und sieht unsere Not. Und noch besser: Er kann in seiner Allmacht in unser Leben eingreifen, wenn es nach seinem Willen ist. Bei Hiob. Bei Jesus. Und ganz gewiss auch bei Dir und mir.

Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheissungen.

Dietrich Bonhoeffer

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